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AutorenbildRichard Altorfer

Splitter, 30. Juni 2020


Kari, leicht leidend: Früher hiess es zuhause: Geheult wird erst, wenn es stark blutet oder komisch wegsteht!


Wer in seinem Leben nie Geldsorgen hatte und keine hat, kann leicht predigen, andere sollten ihren Konsum überdenken und nur das kaufen, was man «wirklich» (was ist eigentlich un-wirklich?) braucht. Wer keine Geldsorgen hat, kann leicht mit dem Finger auf jene zeigen, die im Ausland einkaufen, weil sie jeden Franken dreimal umdrehen müssen, um halbwegs über die Runden zu kommen.


Es kommt nie gut, wenn Komiker nur so tun, als seien sie komisch, aber eigentlich tierisch ernst meinen, was sie sagen. Das wirkt dann etwa so glaubwürdig wie Selbstkritik eines Islamisten. (Die beiden haben übrigens etwas gemeinsam: den im einen Fall wirklich, im andern virtuell erhobenen Zeigefinger.)


Hat vielleicht jemand von Ihnen «Die Kinder des Kalifats» (ARD, 24. Juni, jetzt in der Mediathek) gesehen? Nein? OK, dann schlafen Sie weiter.


Ein Transparent «Black lives matter» führt zu anerkennendem Schulterklopfen und medialem Lob. Ein Transparent «White lives matter» führt zu Empörung und polizeilichen Nachforschungen wegen Rassismusverdacht. Wie nennt man solche Ungleichbehandlung eigentlich?


Heute ändern sich Werte bzw die Bezeichnung von Werten dermassen irre schnell, dass weder Medien noch Prominente und schon gar nicht normale Facebooker davor gefeit sind, bereits morgen als das Gegenteil von dem angesehen zu werden, wofür sie sich heute noch halten. Ein falsches Wort und schwupps werden aus Liberalen Rassisten, aus Konservativen Rechtsextremisten, aus Sparsamen Umweltsünder, aus Höflichen Sexisten oder aus Mitfühlenden Verschwender. Das geht ganz fix. Nur eines ist erstaunlich: die Veränderung läuft nie in die umgekehrte Richtung!


Wer jedes Kompliment für eine schöne Frau zu Sexismus erklärt und jeden Mohrenkopf mit Rassismus assoziiert, trägt zur inflationären Verwendung dieser Begriffe und die daraus hervorgehende Verharmlosung von wirklichem Sexismus und Rassismus bei.


Am 8.Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Allerdings nicht einfach so. Es brauchte Dutzende Millionen von Soldaten, um die deutsche Wehrmacht zu besiegen, und es kostete vielen Millionen von ihnen das Leben, in erster Linie Russen, Amerikanern, Engländern, aber auch Franzosen, Polen, Australiern, Kanadiern, Italienern u.a. Am meisten Tote zählte man in der ehemaligen Sowjetunion. Fast alle Russen haben irgendein Familienmitglied im Krieg verloren. Wegen Corona etwas verspätet gedachten sie Ende Juni des 75. Jahrestags der Befreiung vom Terror Hitlerdeutschlands. Mit Recht, wenn auch in unseren modernen Augen ziemlich altmodisch: mit einer pompösen Militärparade. Die deutschen Medien hatten nicht viel für den Anlass übrig. Sie bezeichneten ihn als Propaganda-Show Putins und äusserten grosse Bedenken wegen der Corona-Ansteckungsgefahr. Nun ja, mit Tätern in der Familie feiert sich’s halt anders als mit Opfern.


Die dumme Frage am Ende: Warum passen Rundschreiben eigentlich in eckige Umschläge?

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