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AutorenbildRichard Altorfer

Palmers Fehltritt


«Wir retten Menschen, die sowieso bald sterben.» (Boris Palmer, grüner Oberbürgermeister von Tübingen im SAT.1-Frühstücksfernsehen). Und gleich hinterher: «Der Armutsschock, der aus der weltweiten Zerstörung der Wirtschaft entsteht, bringt nach Einschätzung der Vereinten Nationen Millionen Kinder ums Leben.»

Ja, der Herr Palmer, den ich ansonsten durchaus schätze, weil er manchmal quer denkt, sogar quer zu seiner Partei – in diesem Fall liegt er leider… leicht daneben. 

Erstens: Von wegen «bald» sterben: Die durchschnittliche Lebenserwartung eines 80-Jährigen beträgt rund 10 Jahre. 65-Jährige leben in Durchschnitt noch 20 Jahre (die Zahlen gelten für die Schweiz; zugegeben, in Deutschland liegen sie rund zwei Jahre niedriger). Wie gesagt: Im Durchschnitt. (Die Lebenserwartung, von der Herr Palmer ausgeht, ist vermutlich die bei Geburt, aber eben: wenn Sie’s erst mal bis 80 geschafft haben, haben Sie gute Aussichten auf weitere 10 Jahre … peinlich, peinlich!). Anders gesagt: Die Leute, die 80 sind, sterben nicht «bald», als so mit 80,5, sondern mit 90. Capito, Herr Palmer? Aber stimmt natürlich, diese Alten sind unproduktiv und kosten den Staat auch noch Rente, Volkswirtschaftlich ist das natürlich nicht so schlimm, wenn die etwas vorher abtreten. (Das ist sicher nicht die Denkweise des Herrn Palmer, aber so kommt sie halt rüber.) Zweitens: Wenn man die Kinder in den Entwicklungsländern retten wollte – oder hätte retten wollen –, dann hätte man seit Jahren mehr Geld für sie freigben können. Jetzt das Leid der Kinder in Gambia, Somalia, Afghanistan & Co. mit den Ausgaben zur Rettung von Über-65-Jährigen und Risikopatienten aufwiegen zu wollen, ist, na ja, sagen wir mal … eines Herrn Palmer zutiefst unwürdig.

Richard Altorfer

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