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Herr Lauterbach und die Gunst des Vergessens


Wenn der äusserst asketisch wirkende, sich vermutet vegetarisch ernährende, mit einem sehr diskreten, eher ausgetrockneten Humor ausgestatte, normalerweise Fliege tragende Professor Lauterbach, Epidemiologe und SPD-Politiker, der in Deutschland jeden zweiten Abend in einer Talkshow engagiert ist und die deutsche Gesellschaft seit Beginn des Jahres 2020 mit seinen – leider fast (und glücklicherweise nicht) immer eintretenden – Corona-Prophezeihungen überzieht (sie werden dereinst in die TV-, Literatur- oder Virologie-Geschichte eingehen als die Coronaden des verkannten Karl) und die Menschen fast täglich in Angst und Schrecken versetzt, wenn also dieser Schrecken der Coronaleugner auf Facebook endlich mal eine gute Nachricht zum Besten gibt, dann sollten wir ihm erst recht unsere Aufmerksamkeit schenken. Und hocherfreut seinen Blog lesen. Lauterbach, nach eigenem Bekunden befreundet mit den Virologie- und Epidemiologie-Cracks aller renommierten Universitäten der Welt, zuvorderst der Harvard Medical School, meinte nämlich, es werde in Studien immer klarer, dass Vergessen nicht etwa eine Schwäche des Gehirns sei, sondern ein Zeichen seiner (des Hirns, nichts des Lauterbachs) Effizienz. Ein hohes Mass an Vergesslichkeit für Unwichtiges zeichne ein effizientes Hirn geradezu aus.


Wir Älteren stellen nach der Lektüre von Herrn Lauterbachs Post mit Begeisterung fest: unser Hirn wird sozusagen von Tag zu Tag effizienter. Ein Wermutströpfchen allerdings bleibt: Der leise Verdacht nämlich, dass Herr Lauterbach da einer zweckoptimistischen bis selbsttäuscherischen Fehleinschätzung angesichts eigener Defizite erlegen ist. Hoffen wir zu seinen und unseren Gunsten, dass dem nicht so ist. Herr Lauterbach hatte bei Corona meistens recht, warum nicht auch in Sachen Gedächtnisschwäche? Jedenfalls hat er manchem von uns für einmal einen guten Tag verschafft. Wenn wir uns morgen nicht mehr daran erinnern, umso besser!

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