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AutorenbildRichard Altorfer

Altorfers Splitter – zum Jahresende 2024

Aktualisiert: vor 3 Tagen




 

Kari, zum Jahresende: Ich habe auch heuer wieder lernen müssen, dass banale wie tragische Enden sich nicht immer ankündigen, sondern manchmal einfach plötzlich da sind. Innert Minuten, innert Stunden. Auch 30 Tage können «plötzlich» sein, wenn man das Ende nicht erwartet hat. Ob das so viel schlimmer ist, als wenn das Ende sich andeutet, abzuzeichnen beginnt und schliesslich unvermeidbar eintritt? Egal, ob es um eine Arbeit, eine Beziehung, eine Glücksträhne oder gar das Leben geht. Gut, wenn das Ende absehbar ist, hat man Zeit, Ordnung in Leben und Beziehungen zu bringen, sich zu erklären, zu verabschieden, neu zu orientieren. Aber ist das wichtig? Und mal ehrlich: nutzt man sie denn überhaupt sinnvoll, die verbleibende Zeit? Oder drückt man sich nicht lieber vor deren Mühen, die an den Kräften zehren, oft unbefriedigend oder traurig sind und eh nichts ändern? Vielleicht doch lieber ein plötzliches Ende? Keine Diskussionen, kein Abschied, kein Drama. Ein typisches Dilemma: Müsste man wählen, man wüsste nicht, welches das kleinere Übel ist – denn übel ist meist beides. Doch halt! Nicht jedes Ende ist definitiv, und so manches – sagt jedenfalls der Dichter – erweist sich als «strahlender Beginn» von etwas Neuem, Besserem. Auch das Jahresende ist kein richtiges Ende. Es ist nur ein Datum, kein biologisches Phänomen. Es kündigt sich an und wiederholt sich, zuverlässig alle 365 (366) Tage. Insofern ist es eher eine banale, willkürliche Zäsur in einer endlosen Reihung von Jahren. Nicht Ende, bloss Übergang. Eigentlich wie jedes Ende. Oder?


Alle Kreter lügen, sagt ein Kreter. (Zitat von Epimenides) «Ich liebe Paradoxa», sagt Onkel Hugo. «Sie wirken so, als wenn man sich selber kitzeln könnte.»


Zu den ärgsten Feinden eines munter-freundlichen, gewaltfrei-gutmütigen, wohlwollend-humorigen Zusammenlebens gehören die miesepetrigen Minderheiten – die Lärmhypersensiblen, die Kindergeschreiaversen, die Dauerbeleidigten, diejenigen, die vor, hinter, neben, bei und wegen jedem Satz und jeder Geste Rass-, Sex-, Age-, Look-, Albei- oder Whateveryouwantismus wittern. Diese übereifrigen 2 (oder 10?) Prozent-Minderheiten gibt’s nämlich immer und überall: sie hocken am linken wie am rechten Ende jeder Gaussschen Verteilungskurve. (Gauss – Sie wissen schon: der mit der glockenförmigen Kurve.) Dort meckern, klagen, nerven und fordern sie. Sie sind unvermeidlich, denn Gauss bleibt Gauss. Man findet sich am besten damit ab, dass gegen Gauss kein Kraut gewachsen ist. 2 (auch 10) Prozent rechts und links bleiben nämlich immer; sie gehören zu uns. Die lauten, auffälligen, lästigen Gaussschen Ränder werden erst zum ärgerlichen Phänomen, wenn ihnen mehr Aufmerksamkeit und Rechte zugestanden werden, als die Gaussschen 98 Prozent je für sich reklamieren würden. Und das müsste ja nicht unbedingt sein.


Dem Rat «Aufhören, wenn es am Schönsten ist!» setzt der Optimist ein mutiges «Nicht aufhören, bevor es am Schönsten ist!» entgegen. Richtig oder falsch?

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