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AutorenbildRichard Altorfer

Altorfers Splitter

Vom 14. April 2020


Kari, Englisch angehaucht: «Eat five cloves of garlic every day. It does absolutely nothing but keeps everyone else at a safe distance.»


Einfach bewundernswert, die Geduld der frivolen Gisela. Seit Wochen erklärt sie jedem, der sich über die Lockdowns der Welt mokiert und uns das «liberale» schwedische Modell als das einzig richtige empfiehlt: «Coronaviren sprechen kein Schwedisch.»


Und für einfache Gemüter hängte sie vor Wochen schon gerne an: Im skandinavischen Vier-Nationen-Coronaturnier (Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland) ist nur eines gewiss: der vierte Platz; er gebührt Schweden. Denn merke: Hoffnung hilft nicht gegen die Logik von Pandemien.


Was haben wir nicht alles getan, damit wir bei guter Lebensqualität alt werden, durchschnittlich gut 80? Wie stolz sind wir auf unser Gesundheitswesen, unsere Spitzenmedizin, unsere Top-Pharmaindustrie, die uns dabei helfen, trotz allerlei Gebresten oder Krankheiten 80 oder 90 (oder gar 100) zu werden! Gesundheit, vor allem gesundes Altern, sei das höchste Gut, heisst es. Genauer: hiess es. Bis anfangs Januar 2020. Seit Corona wird man den Verdacht nicht los, die Alten seien in normalen Zeiten wirklich wichtige Kunden – auch und gerade des Gesundheitswesens – zur Zeit jedoch eher ein bisschen lästig. Ohne sie müssten Jüngere weniger auf Ausgang, Einkauf und Reisen verzichten. Es mag ja nur ein ungerechtfertigter Verdacht sein, aber ganz ehrlich: Wenn Sie gesund unter 60 sind, finden Sie diesen Lockdown nicht auch ein wenig übertrieben – wo’s doch fast nur Menschen über 80 … ? Nein, klar, natürlich nicht.


Die Spanier arbeiten im «oficína en casa», die Franzosen im «bureau á domicile» und die Italiener machen «telelavoro». Und die Deutschsprachigen? Sie arbeiten im «Heimbüro»? Nein, natürlich nicht, deutsch heisst das «Homeoffice».


Was sind Schlüsselindustrien? Industrien, die für den wirtschaftlichen Wohlstand entscheidend sind, als zB die Produzenten von Autos. Wie nennt man Industrien, die fürs Überleben wichtig sind? Keine Ahnung, die fabrizieren Gesichtsmasken, Glycerinalkohol und so.


Interessant! Wie zu erwarten war, ist die Luftqualität – im Wesentlichen Stickoxide (NOX) und Feinstaub – an manchen Strassen und Verkehrsknotenpunkten besser als vor dem Lockdown. Es bleiben allerdings Rätsel: Auf dem Land ist selbst an vielbefahrenen Kreuzungen oft kein Unterschied festzustellen. Auch in Deutschland stellt man selbst an den umstrittensten aller strittigen Messstellen (zB in Stuttgart) trotz mehr als halbiertem Verkehrsaufkommen keine Änderung fest. Was zum einen nicht grad für die Relevanz der Messungen und der auf sie folgenden Massnahmen (Dieselfahrverbote) spricht, und zum andern jene Wissenschafter bestätigt, die schon immer zu erklären versuchten (jedoch politisch nicht gehört wurden bzw werden durften), dass die Natur selber – Wind, Luftdruck, Niederschlag, etc. – die Messresultate stärker beeinflusst als die menschengemachte Verschmutzung.


Ach ja, übrigens: Die Delphine, die angeblich die ach so sauber gewordene, sozusagen geläuterte, Lagune von Venedig besuchten, waren in Cagliari auf Sardinien fotografiert worden. Aber zugegeben: das Märchen war zu schön, um nicht erzählt – und geglaubt – zu werden.


Für jene, die sehr auf wissenschaftliche Evidenz setzen und sich deshalb nicht trauen, eine Empfehlung abzugeben, z.B. zum Tragen von Gesichtsmasken: Die Absenz von schlüssigen Belegen zur Wirksamkeit ist kein schlüssiger Beleg gegen die Wirksamkeit. Auch das ist wissenschaftlich.


Masken tragen ist so ähnlich wie safer sex – vielleicht ist das eine Motivation?


Ganz anders geht das folgende Plakat an die Sache heran – in Anlehnung an die HIV-Pandemie und -Krise in den Achtzigern: «Bitte keine Kondome benutzen! Sie schützen nicht und werden zu allererst vom Personal im Gesundheitswesen benötigt.»


Ironie ist eine Art von emotional (oder intellectual?) distancing. Ob das auch hilft in diesen Zeiten? Irgendwie schon.


Geschichte wiederholt sich nicht, aber die Fehler, die Menschen machen, sehr wohl.


Der dumme Spruch am Ende: Geschichtslehrer 2080: Erklären Sie den Unterschied zwischen Indogermanen und Indoor-Germanen!



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